Freitag, 24. April 2009

Nur Deutschland tanzte Samba

23.04.2009 09:51 Frauen-Nationalmannschaft

Nur Deutschland tanzte Samba

Fatmire Bajramaj "tanzt" Grazielle aus  © Bongarts/GettyImages
Fatmire Bajramaj "tanzt" Grazielle aus

Irgendwie war dann doch vieles so wie wenn die DFB-Männer spielen. Das randvolle Stadion etwa. Oder dass auch am Mittwoch, als die deutsche Nationalmannschaft vor 44.825 Zuschauern in der Frankfurter Commerzbank-Arena den bestehenden europäischen Besucherrekord für ein Frauenländerspiel pulverisierte, die Grundregel des Fußballs galt, dass Brasilien jedes Spiel haushoch gewänne, wenn nur keine Tore aufgestellt würden. Marta, Christiane und Daniele zauberten zu Beginn des Spiels, dass es mancher deutschen Spielerin wohl leicht schwindlig wurde. Etwa als Marta mit zwei deutschen Abwehrspielerinnen im Schlepptau blitzschnell und dabei sauelegant eine 180 Grad-Drehung vollführte. Zwei Adlertrikots segelten ins Leere. Auf den prall gefüllten Rängen wurde geoht und geaht.

Weil es im Fußball aber eben doch messbaren Erfolg gibt, und weil, wie Silvia Neid später formulierte, die deutsche Mannschaft „durchaus kompakt stand und zur zweiten Halbzeit auch noch ein Kombinationsspiel aufziehen konnte“, gewann Brasilien eben doch nicht. Anja Mittag machte ihr Tor. Weitere Großchancen für die DFB-Auswahl folgten. „Wir sind heute mit vielen jungen Spielerinnen angetreten“, entschuldigte die dreifache Weltfußballerin Marta, die selbst erst 23 Jahre alt ist. Ihr neuer Trainer Kleiton Lima entschuldigte sich mit den langen Anreisen seiner Spielerinnen: „Wir wollten eigentlich offensiver spielen, aber der große Druck der deutschen Mannschaft hat das unmöglich gemacht.“ Am Ende der neunzig Minuten jedenfalls hatten die Zweiten der FIFA-Weltrangliste ordentlich Glück, mit einem 1:1-Unentschieden aus Frankfurt davongekommen zu sein. Den Brasilianerinnen gelangen gerade in der Anfangsphase einige tolle Einzelaktionen. Aber im Verbund tanzte am Mittwoch in Frankfurt nur eine Mannschaft Samba: Deutschland. Das DFB-Team zeigte wohl das beste Spiel seit der WM in China.

Kuligs Pech beim Pfostentreffer

Richtig ins Rollen kam der Welt- und Europameister direkt nach der Pause, mit dem Höhepunkt als die starke Kim Kulig den Ball an den Pfosten köpfte. „Da bin ich gerade noch so dran gekommen, mehr Richtung konnte ich dem Ball nicht geben“, sagte die 19 Jahre junge Hamburgerin, der in ihrem sechsten Länderspiel ein beeindruckender Durchbruch gelang.

Die Trainerin jedenfalls fühlt sich aufgrund der Vorstellungen von Linda Bresonik und Kim Kulig im defensiven deutschen Mittelfeld bestens für die Europameisterschaft in Schweden gewappnet. „Kim hat hier sehr viele hohe Bälle gewonnen und ist gut nachgerückt. Mit Kim und Linda haben wir uns auf der Sechserposition gefunden.“

Kerstin Garefrekes lässt Maurine staunen  © Bongarts/GettyImages
Kerstin Garefrekes lässt Maurine staunen

Dabei ging es am Mittwoch natürlich um mehr als „nur“ ein Fußballspiel oder „nur“ einen Testlauf für die EURO im August. Das WM-Land Deutschland testete unter Feuer den Marktwert des Frauenfußballs. Mit leichtem Frösteln mochte man sich an die Tage erinnern, als im Februar noch Schnee lag, und die ersten Vorverkaufszahlen für ein paar Tage wie eingefroren schienen. Am Mittwoch schien Sommersonne über der Frankfurter Arena. Der Marktwert des Frauenfußballs hätte 795 Tage vor dem WM-Eröffnungsspiel nicht höher ausfallen können. Die alte Bestmarke für ein Frauen-Länderspiel, aufgestellt im Eröffnungsspiel der EURO 2005 zwischen Gastgeber England und Finnland, wurde um satte 15.732 Zuschauer überboten.

Dass die Stimmung unter den knapp 45.000 Zuschauern blendend war, und es auch nicht zur kleinsten Auseinandersetzung kam, muss dabei kaum erwähnt werden. Das kennt man so von Spielen der Nationalmannschaft, egal ob Ballack oder Bresonik am Ball sind.

„Machen Sie das doch“, hatte DFB-Präsident Hermann Neuberger 1981 zu Hannelore Ratzeburg gesagt, und ihr damit den Auftrag zur Gründung der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gegeben. Inzwischen ist die Mannschaft zweimal Weltmeister und sechsmal Europameister geworden. Europarekordler sind sie jetzt auch noch, die deutschen Frauen. Glückwunsch dazu.

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