Dienstag, 1. September 2009

Französisch leben, deutsch spielen

26.08.2009 10:30 Frauen-EM 2009

Französisch leben, deutsch spielen

Sehr dynamisch: Célia Okoyino da Mbabi im Spiel gegen Norwegen  © Bongarts/GettyImages
Sehr dynamisch: Célia Okoyino da Mbabi im Spiel gegen Norwegen

Wenn die deutsche Frauen-Nationalmannschaft am Donnerstag (ab 16.30 Uhr, live in der ARD und bei Eurosport), im zweiten Gruppenspiel bei der EURO 2009 in Finnland auf Frankreich trifft, ist es eine besondere Partie für Célia Okoyino da Mbabi. Denn die 21-Jährige tritt in Tampere gegen ihre Landsleute an - die Offensivspielerin des SC 07 Bad Neuenahr besitzt nämlich sowohl die deutsche als auch die französische Staatsbürgerschaft.

Geboren ist Célia Okoyino da Mbabi am 27. Juni 1988 in Bonn. Trotz des deutschen Geburtsorts beantragen ihre Eltern einen französischen Pass für sie. Schließlich ist Mutter Marie-Francoise Mbabi eine Französin. Vater Elias Mbabi stammt aus Kamerun.

Die Staatsangehörigkeit entspricht der Lebensweise. "Wir leben französisch zu Hause", erzählt sie. Zum Beispiel unterhält sie sich mit ihrer Mutter auf Französisch, auch Weihnachten wird nach französischer Sitte gefeiert. Die Familie blieb dennoch in Deutschland, so dass die Tochter in der ehemaligen deutschen Haupt- und jetzigen Bundesstadt aufwuchs.

Deutscher Ausweis seit 2004

Erst ihre fußballerischen Fähigkeiten brachten das Thema einer deutschen Staatsbürgerschaft auf. "Ich wurde zu einem Sichtungslehrgang der U 17-Nationalmannschaft eingeladen und dabei darauf angesprochen", berichtet Célia Okoyino da Mbabi. Da sie sich in Deutschland beheimatet fühlt, musste sie nicht lange überlegen.

Im Frühjahr 2004 erhielt sie dann ihren neuen Ausweis. Gerade rechtzeitig, um an einer Länderspielreise der deutschen U 17-Juniorinnen in die USA teilzunehmen. Schnell wurde klar, dass der deutsche Frauenfußball in ihr einen Rohdiamanten hat. Weswegen sie mit 16 Jahren die U 19-WM 2004 spielte - und unter DFB-Trainerin Silvia Neid gleich den Titel holt.

Damit aber nicht genug. Am 28. Januar 2005 feierte sie ihr Debüt in der Frauen-Nationalmannschaft. Beim 0:1 gegen Australien kam sie zur zweiten Halbzeit ins Spiel und ist seither fester Bestandteil der DFB-Auswahl.

Zwei Staatsbürgerschaften: Celia Okoyino da Mbabi  © Bongarts/GettyImages
Zwei Staatsbürgerschaften: Celia Okoyino da Mbabi

Französische Verwandte "halten zu mir"

Die deutsch-französische Verbindung ist jedoch der rote Faden in ihrem Leben: So besuchte Célia Okoyino da Mbabi den bilingualen Zweig des Friedrich-Ebert-Gymnasiums in Bonn, wo sie ab der fünften Klasse zweisprachig unterrichtet wurde. Die Fächer Politik, Geschichte und Erdkunde wurden in französischer Sprache abgehalten, sie machte das französische und deutsche Abitur.

Außerdem lebt ihre Verwandtschaft in Frankreich; der Großteil in der Nähe von Limoges, eine Tante lebt in Paris. Doch auch, wenn sie sich am Donnerstag zwischen Frankreich und Deutschland entscheiden müssen, ist sich Célia Okoyino da Mbabi sicher: "Die halten zu mir." Und auch über ihre eigene Haltung muss sich die Angreiferin, die beim 4:0 gegen Norwegen eingewechselt wurde und gleich ein belebendes Element im Team war, keine Gedanken machen: "Wir wollen die drei Punkte - ganz klar."

Das hält die Kauffrau für Marketingkommunikation, die in diesem Jahr ihre Ausbildung bei Lotto Rheinland-Pfalz abgeschlossen hat, nicht davon ab, freundschaftliche Kontakte zur französische Nationalmannschaft zu pflegen. Insofern ist es perfekt für sie, dass beide Teams in Tampere im selben Hotel wohnen. Und es gibt bestimmt nicht wenige in der "Equipe tricolore", die sie gerne in ihrem Team sehen würden - doch das geht jetzt nicht mehr. Sehr zur Freude der DFB-Auswahl.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen